Wir als Entwicklungshelfer?
Jan Spreitzenbarth fragt sich, wem Projekt- Tourismus eigentlich nützt
Für sozialen Ausgleich, für eine bessere Umwelt und für das Verständnis der Kulturen. Ob über das neue Freiwilligen- Programm „Weltwärts“, einem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) oder auf eigene Faust: Immer mehr deutsche Jugendliche gehen mit gutem Gewissen in sogenannte Entwicklungsländer. Sie haben den hehren Anspruch, ein kleines bisschen die Welt zu verbessern. Projekt-Tourismus heißt das Stichwort. Aber wem nützt das eigentlich? „Am meisten dir selbst“, meint die 19-jährige Lisa Bendiek, die in Tansania ein FÖJ absolviert. „Geh nicht nach Afrika, um zu helfen oder zu lehren!“ Afrikanische Intellektuelle wie der kenianische Wirtschaftsexperte James Shikwati fordern sogar ein sofortiges Einstellen jeglicher Hilfsprojekte. Denn sie führten nur immer tiefer in die Abhängigkeit. Pauschalreisen, Backpacking oder private Unterkünfte, die Auswahl ist groß. Reisen ist wirklich billig geworden, egal ob mit dem Auto, mit dem Bus oder in der Luft. Doch Achtung! Mit unserer Kaufkraft, mit unserem Reisedrang und unseren Billigurlauben können wir viel Schaden anrichten – ganz unbewusst und ungewollt. Der Kolonialismus sollte für alle ein warnendes Beispiel sein: Ohne das Land und die Kultur zu verstehen, kamen die Europäer, versuchten mit ihrer Waffengewalt ihre Kultur, Sprache und Regierungsform den Einheimischen aufzuzwingen. Wir waren es, die große Teile der ursprünglichen Kulturen verdrängt haben. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg brachten viele Länder die Kraft auf, die europäischen Eindringlinge aus ihrem Land zu vertreiben. Heute jedoch schlagen wir zurück: mit großen Hilfsprojekten, Entwicklungs- und Spendengeldern und vor allem mit vollen Urlaubskassen. In Thailand traf ich allen Ernstes einen korpulenten, deutschen Mann, der gerade aus einem „Massagesalon“ kam in dem Gefühl, ein kleiner Entwicklungshelfer zu sein. Versteht mich nicht falsch! Interkulturelles Verständnis, Fremdsprachenkenntnisse und Auslandserfahrungen tragen zur persönlichen Weiterentwicklung bei und werden in einer globalisierten Welt gefordert. Auch ich bin ausgerückt, die Welt zu verändern. Leider muss ich gestehen: Richtig helfen und etwas bewegen konnte ich dabei nicht.
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