Im Chaos der guten Hoffnung
Ich habe doch alles so gut geplant! Es wäre so ein tolles Bild geworden: Das Green Point Stadion in voller Pracht mit Schlange stehender Deutschland- und Argentinien-Fans und das Ganze im Glanz der strahlenden Sonne über Kapstadt. In der Schlange steh ich jetzt allerdings auch – und zwar im Auto. Ich hatte die Rechnung nämlich nicht mit der Stadt Kapstadt und der Fans gemacht, die alle den selben Weg antreten. Die Stadt Kapstadt hat nämlich beschlossen, während der WM die wichtigste Straße zum Stadion zu sperren, um den öffentlichen Verkehr und die Shuttle-Busse zu fördern. Hätten wir alle doch nur darauf zurückgegriffen!
Als ich nach einer Stunde die nächste Ausfahrt erreiche, überlege ich nicht lang: Ich gebe auf. Geh lieber zum Fanfest. Doch was ist das? Autos kommen nicht weiter. Zu groß ist die Zahl der Fans, die die Straße überqueren. Die Polizei muss den Verkehr eigenständig regeln. Ich stehe an der Ampel und schaue wie die Scharen die Straße versperren. Endlich stoppt die Polizei die Fußgänger und lässt die Autos passieren. Dabei spielt ja nicht mal eine afrikanische Mannschaft. Trotzdem ist das Chaos perfekt! Auf dem Weg vom Parkplatz zum Fanfest werde ich sogar Zeuge einer Schlägerei! Ein Autofahrer hat versucht, sich den Weg durch die Masse zu bahnen, wurde natürlich wütend, als ein Passant mit seiner Vuvuzela auf das Auto getrommelt hat. Die Security stoppt das Geschehen zum Glück sofort.
Es sind noch zwei Stunden zum Anpfiff, als ich beim Fanpark ankomme. Und doch:
Ich stehe mit gut 100 anderen vor verschlossenen Gittern. Unter ihnen zum Glück zwei Bekannte von mir.
Wir warten bis zum Anpfiff, ob der Fanpark vielleicht nicht doch wieder geöffnet wird. Dann machen wir uns auf die Suche nach einer Kneipe, in der wir schauen können. Alles voll! Bis kurz vor Halbzeit stehen wir auf der Straße und schauen durch die Fenster einer vollen Bar.
Dann erhalten wir eine SMS, dass am Hintereingang des Fanparks Leute hereingelassen werden. Also machen wir uns in der Halbzeit auf den Weg zurück zum Fanfest und stehen in der Schlange zum Hintereingang, wo wir dann auch tatsächlich hineingelangen und die drei Tore der zweiten Halbzeit noch mitkriegen! Ja, das ist Südafrika!
Zwar habe ich jetzt kein Bild von den Fans am Stadion, aber dafür an dem einen Nachmittag mehr von der WM in Kapstadt und vor allem von den „normalsterblichen“ Fans erlebt, die keine Karte haben.
Trotz Stress freue ich mich schon auf den nächsten Chaostag am sechsten!
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